Grundvoraussetzung ist, das ihr schon Erfahrung mit der Glasarbeit habt und einen Brenner mit entsprechendem Arbeitsplatz besitzt.
Ihr braucht zum einen dieses Werkzeug:
- Lüsterklemmen · wenn möglich aus Messing
- Stahl-Ohrpins mit oder ohne Kopf
- Mini BBQ-Masher
- Grafitpaddel
- Mini Messing Schieblehre
- feinen Schraubenzieher
- Pinzette
-
evtl. Grafitformer mit kleinen Kugelformen 5mm,
der muss aber nicht vorhanden sein
Die Lüsterklemmen vom Plastik befreien. Das kann man ganz gut mit einem Cuttermesser, aber bitte habt nie die Finger dabei im Weg.
Schneidet mit der Klinge am besten auf einem alten Holzbrett und schiebt die Klinge nicht zu weit heraus. Auch sind die großen Cuttermesser dafür besser geeignet, da die Klingen etwas stabiler sind. Geht etwas zu schwer, hört auf zu drücken und setzt das Messer neu an.
Ist die Lüsterklemme von Plastik befreit wird in die eine Seite ein Stahldorn geschoben und festgeschraubt.
Die andere Seite ist für den Stahlpinstift auf die man das Glas wickelt.
Nach dem ersten Erhitzen lösen sich die Schrauben etwas, beim nächsten Arbeitsgang müssen diese immer wieder überprüft und evtl.
nachgespannt werden.
Lüsterklemmen, Schraubenzieher und Messingschieblehre bekommt ihr im Baumarkt · Mini BBQ-Masher, Grafitpaddel, Grafitformer, Pinzette (die könnt ihr auch woanders herbekommen) beim Glashändler, wie z.B. G_Audrey Otterbein · Gunnar Haag · Berlin Beads · NL_Artyco · GB_Tuffnell u.s.w.
Stahlpins mit und ohne Kopf gibt es bei: G_Beadables · A_Vetromagic
Und für euere Glasfarben solltet ihr folgendes vorbereiten:
Eure Farben oder diesen Farbvorschlag:
- Kugler Nachtblau K092 oder Effetre Nero 591064
- CIM Coconut oder Effetre Bianco 591204
- Effetre Succa Chiara/Kürbis Dunkel S 426H
- Effetre Opalino Celeste 591524
- Effetre Opalino Verde Nilo 591516
- Effetre Klarglas 591006
Weißes Glas verwende ich unter den transparenten und opalinen Farben, oder weiß steht für sich und bekommt noch eine Klarglasschicht.
Die ausgesuchten Farben auf den Arbeitsplatz legen. Natürlich kann man mit vollen Stangen arbeiten,
es ist aber einfacher sich für jede Farbe einen 2 bis 3mm Stringer zu ziehen. Es erleichtert das Arbeiten ungemeinen, dieser kleine Aufwand enthält einen Trick, dazu später mehr.
Es geht los!
Es hilft sich vorher eine Skizze anzulegen, Maße zu notieren,
linke Seite und rechte Seite darzustellen und die Farbverteilung festzulegen.
Dazu nehmt ihr mein Beispiel von Abb. 6 bis 8.
So hat man immer einen Plan, auch wenn der Schatz vorbeikommt und nach seinem blauen Pulli fragt.
Die erste Kugel, direkt am Stahlpin kann mit einer vollen Stange gemacht werden, sie wird in der Flamme ganz rund geformt, nun muss sie etwas abkühlen und ihr überprüft die Größe. Das passiert mit dem Grafitformer oder der Messingschieblehre. Diese Kugel hat eine Größe von 6mm im Durchmesser.
Die Lüsterklemme (in der Abb.) habe ich hier transparent dargestellt, damit ihr das Prinzip des zweckentfremdeten Werkzeugs besser versteht.
Nun wird nur der vorderen Teil der Glaskugel durchgeheizt.
Mit einem Grafitpaddel wird die Kugel an der aufgeheizten Seite flach gedrückt, ihr habt jetzt eine Halbkugel. Versucht dabei nicht so sehr gegen den Stahlpin zu drücken, sonst sieht man ihn an der Oberfläche. Ich habe die Halbkugel transparent dargestellt, damit ihr seht was ich meine.
Das ist hier vielleicht nicht so dramatisch, da noch eine Farbschicht folgt.
Wenn es aber transparent weiter geht habt ihr dort immer einen Punkt der stört.
Die Halbkugel wird vorsichtig von hinten angeheizt und mit einem Mini BBQ Masher rundherum in Richtung Pinspitze gedrückt, damit der Pin nicht oben rausguckt.
Schiebt den hinteren Bereich rundherum in Richtung Pinspitze.
Heizt immer nur den Bereich, den ihr bewegen wollt.
Nun könnt ihr den BBQ-Masher auch wirklich als Zange einsetzen und drückt gleichzeitig auch von vorne zu. Heizt hierzu hinten und vorne an, nicht die Seiten.
Ihr müsst hier lernen mit der Hitze zu spielen.
Das macht ihr mehrere Male, rund um den Pin herum bis ihr das Glas zu einer Scheibe gedrückt habt.
Achtet auch hier darauf, dass ihr das Glas nicht durch den Pin schiebt und er oben herausguckt.
Nun kann es etwas ungerade aussehen, weil der BBQ-Masher Spuren hinterlässt.
Wenn ihr mit dem Flachdrücken soweit fertig seid, wird die Scheibe nur von vorne angeglüht und mit dem Grafitpaddel leicht flachgedrückt.
Das glättet die gesamte Fläche, nun ist wieder alles gerade. Dieser Prozess kann auch wiederholt werden bis es passt.
Der Durchmesser der Scheibe sollte nun 9 mm betragen.
Die nächsten drei Abbildungen solltet ihr euch als Skizze, oder einfache Bleistiftzeichnung mit Vermassung, anlegen. Dieser Plan hilft euch um euren Arbeitsprozess zu überprüfen.
Zu Abb 6: Kugelgrößen außen, vor dem zusammendrücken.
Die Kugel in der Mitte ist ja schon zur Scheibe verarbeitet worden.
Die angegebenen Maße geben euch die Größe der Kugel, damit ihr die Glasmenge kontrollieren könnt.
An dieser Scheibe werden die Kugeln aufgesetzt. Nun kommen die Stringerstrategie zum Einsatz. Es ist viel leichter sich an einem Stringer eine kleine Kugel zu schmelzen, als es mit einer vollen Stange zu versuchen. Das klappt zwar auch, aber der Blob wird viel größer als benötigt und wenn man sich hier etwas abnimmt ist es ein undefinierter Klumpen und man hat evtl. einen undefinierten Kontakt zur Scheibe.
Hier mein versprochener Trick:
Ich arbeite lieber mit einem Stringer und schmelze mir eine Kugel, so groß das sie kurz vor dem heruntertropfen ist, und lasse sie abkühlen.
Dies ist ein wichtiger Prozess, nun hat man wirklich eine Kugel. Bringe den Kontaktpunkt an der Kugel und an der mittleren Scheibe zum glühen und verbinde beide Teile.
Das Anglühen des Glases ist sehr wichtig, macht man es nicht gibt es keine feste Verbindung. Da der Kontakt nicht so groß ist können die angesetzten Elemente, nach dem Abkühlen, wie ein Stück Schokolade abgebrochen werden. Nur flüssig zusammengesetztes Glas hat eine feste Verbindung.
Den Untergrund arbeitet ihr in einer Farbe. Bitte nehmt ein dunkles Glas. Der Grund ist, dunkles Glas ist steifer und erleichtert euch das Arbeiten. Habt ihr mehr Übung könnt ihr eure Challenge gerne mit weißem Glas machen.
Messt euch die Kugeln, die ihr an der mittleren Scheibe angesetzt habt ab. Habt ihr zu wenig Glas gebt ihr etwas dazu und umgekeht.
Ist eure Kugeln soweit vorbereitet geht es los.
Achtet darauf, NUR die angesetzte Kugel durchzuheizen und vor dem zusammendrücken zu kontrolliere, das sie wirklich rund ist und nicht aussieht wie eine Kartoffel. Versucht in mehreren Stufen zusammenzudrücken und euch an die Größe heranzutasten. Mit der Messingschieblehr wird die Größe der Scheibe gemessen. Hier hilft euch eure zweite Skizze, bei mir Abb. 7. Ist die Scheibe zu Groß müsst ihr sie wieder etwas zusammenschmelzen und mit dem BBQ-Masher flach drücken, diesmal aber mit etwas weniger Druck.
Zwischendurch das Durchwärmen des Ganzen nicht vergessen. Haltet das Objekt etwas länger in den hinteren Bereich der Flamme, eigentlich wo keine Flamme mehr ist. Bringt das Objekt nicht zum Glühen, ihr zerstört sonst eure ganze Arbeit.
Scheibengrößen nach dem zusammendrücken
Die Größe der Kugel gibt euch ja nur eine Info über die Glasmenge, durch das Zusammendrücken können die Scheibengrößen aber varieren.
Zum Kontrollieren solltet ihr euch auch diese Größen notieren und nachmessen, das es wenigstens so ungefähr hinkommt.
Ab hier wird es leichter. Dieses ganze Abmessen ist nicht so meins, es ist für mich aber der einzige Weg exakter zu arbeiten und zwei Ohrstecker herzustellen, die fast identisch sind.
Eure letzte Skizze ist die linke und die rechte Seite des Ohrpins.
Es ist manchmal nicht ganz einfach das Spiegeln einer Darstellung im Kopf zu haben plus die dazugehörige Farbverteilung,
macht euch mit dieser dritten Vorlage/Skizze das Leben leichter.
Es ist auch ein guter Plan, um deine Farben grob anzulegen und ein bisschen herum zu probieren. Mit Buntstiften können auch Farben übereinander gemalt, schwächer oder kräftiger aufgetragen werden, oder du schreibst die Farbnummer/Namen in den entsprechenden Kreis.
Wenn man den Ohrstecker soweit gearbeitet hat, das die Grundform steht (Abb 7) geht es mit den Farben los .
Es können Transparente, wie Opake Farben verwendet werden.
Bei den transparenten Farben muss immer eine Opaque Farbe drunter liegen, wenn der Start mit einer dunklen Farbe gemacht wurde.
Jetzt kommen die Stringer zum Einsatz. Hat man einen Stringer gearbeitet ist es viel einfacher sich hier einen gleichmäßigen Tropfen zu schmelzen, diesen platziere möglichst mittig auf die mittlere Untergrundscheibe.
#Heize jetzt nur den aufgesetzten Dot an und drückt diesen mit dem
Grafitpaddel an. Erst einmal etwas andrücken, einmal kontrollieren damit dieser nicht schief kommt, nun wieder etwas durchheizen und weiter platt drücken. Nur so hast du die Chance das dein Punkt wirklich mittig kommt.
Wenn zu wenig Glas da ist setze wieder mittig etwas Glas auf und treibe den Punkt mit dem andrücken weiter auseinander.
Auch hier immer wieder nur den erhabenen aufgesetzten Glaspunkt erhitzen. Das braucht gar nicht viel Hitze, zähle bis 2 oder 3 und drücke wieder auf den Punkt. Vielleicht ist das zu wenig, aber diesen Vorgang kannst du beliebig wiederholen bis du am Ziel bist, ohne dabei die Vorarbeit zu zerstören. Und immer wieder dran denken das gesamte Objekt in der hinteren Flamme aufzuwärmen.
Was man auch gut machen kann, das Glas im flüssigem Zustand, mit dem Grafitpaddel, einem Messer, oder anderem ähnlichen Werkzeug, in eine bestimmte Richtung schmieren, wie ein Stück Butter. Das Hilft wenn der Punkt etwas schief kommt, bitte aufpassen das er nicht Oval wird.
Auf der mittleren Scheibe kann man nur mit dem Paddel arbeiten und nur bedingt mit dem Mini BBQ-Masher. Die äußeren Punkte können sehr gut mit dem Mini BBQ-Masher angedrückt werden.
Wie in der Mitte wird jetzt Punkt für Punkt weiter vorgegangen. Sind alle Scheiben mit einer Farbe versehen und bearbeitet kommt, wenn gewünscht, die nächste Schicht Glas. Das sollte dann eine transparente Farbe sein.
Ab hier wiederholt sich der Vorgang (siehe #Heize jetzt nur ...), nur das jetzt eine zweite Schicht entsteht.
Und hier nochmal der nervige Ohrwurmreminder zum
Ohrstecker, zwischendurch immer wieder in der hinteren Flamme warmhalten. Beim Bearbeitungsprozess verformt sich auch gerne mal etwas. Da kann man noch so gut aufpassen, aber solange es sich nur verformt und nicht zusammenschmilzt ist alle Okay.
Einfach aufwärmen und wieder gerade biegen.
Das Ganze ist ein gutes Geduldstrainig und kann in deine Meditationsübungen aufgenommen werden.
Wer hier eine Pause braucht macht das.
Denk dran, beim zweiten Ohrstecker ist jetzt alles Spiegeverkert aufgebaut. Die vorbereiteten Vorlagen helfen jetzt ungemein.
Wer jetzt noch Lust hat kann meinen Blogartikel zum Thema Farbe lesen. Es ist nur ein kleiner Blick in diese Welt und am Ende des Artikels habe ich auch einen Tipp für euch.
P.S. Die Arbeit mit Glas und der direkten Verbindung zu einem Stück Metall sollte in den Temperofen. Da Glas und Metall nun einmal nicht die besten Freunde sind würde beim unterschiedlichen Abkühltempo der Materialien das Glas den kürzeren ziehen und zerspringen.
Zu guter Letzt noch eins, der Stahlpin wird beim Bearbeiten in der Flamme schwarz, das solltet ihr mit einem feinen Metallschleifpapier wieder auf Hochglanz bringen.