Was ist Glas eigentlich für ein material

Glas ist ein nicht wegzudenkender Stoff, der uns umgibt und hilft unser leben auf dem Niveau zu Leben wie wir es kennen.

Ohne Sicherheitsglas, Panzerglas für das Handy, Solarzellen, Einmachgläser, Fensterscheiben, Medizinampullen, Glasfasern und so unendlich vielem mehr wären wir ganz schön aufgeschmissen. Es ist einfach nur Glas, oder?

Was ist Glas?

Glas kommt von germanisch glasa „das Glänzende, Schimmernde“, steht auch für „Bernstein“.

Es ist ein amorpher, nichtkristalliner Feststoff, also immer flüssig. Glas erstarrt bei einer Temperatur unter 400°C, so wie Wasser bei Minusgraden.

 

Ist Glas nicht furchtbar empfindlich?

Ja und nein! Es kommt darauf an welche Form und Größe das Objekt hat. Bei einer Kugel und einer nicht zu großen Größe (1 bis 2cm)

hat man eine extrem hohen widerstand. Glasmurmeln kennen wir alle und die halten verdammt viel aus. Die Oberfläche kann beim runterfallen beschädigt werden, aber zersplittern wird die Perle/Murmel nicht.

Ausgefallene Formen, z.B. lange dünne Perlen oder Dots · erhabene Punkte · auf einer Perle, die womöglich einen Uppercut (Kugeln auf der Oberfläche) haben, sind da weitaus empfindlicher. 

Also alles was filigran ist, hat weniger Stabilität. Ein Edelstein geht übrigens auch kaputt, wenn er unglücklich angeschlagen wird.

 

Wie macht man Glas unempfindlicher?

Glas ist träge, das heißt es ist ein schlechter Wärmeleiter und erhitzt sehr langsam und beim abkühlen ist es noch schlimmer.

Das Glas kühlt zwar relativ schnell ab, aber hier liegt der Knackpunkt, es darf nicht schnell abkühlen. Dafür gibt es das Kühlgranulat oder noch besser einen Ofen, der jegliche Spannung aus dem Glas nimmt.

 

Was passiert, wenn Glas nicht getempert wird?

Kühlt Glas zu schnell ab und die Moleküle können nicht in ihre stabile Position zurückwandern ist das Schicksal der Perle besiegelt. Nun reichen Temperaturschwankungen, ein ganz kleiner Schlag, oder einfach nur unschuldiges rumliegen und die Perle fällt in zwei gleiche Teile auseinander. Allerdings ist es faszinierend, das es immer fast exakt zwei gleiche Hälften sind. Das liegt am Stahldorn, auf dem die Perle gearbeitet wurde.

Das Glas wird auf einen mit Trennmittel beschichteten Stahldorn gewickelt, dadurch erhält man einen Perlenkanal. Stahl und Glas sind aber keine Freunde und so wird es extrem wichtig das Abkühlen zu kontrollieren.

 

Woraus besteht Glas?

Glas setzt sich hauptsächlich aus Quarzsand, Kalk und Soda zusammen.

 

Wo wird das Rohmaterial „Glas“ Hergestellt?

Glas wird in Glashütten hergestellt. Die Rohstoffe und ein Anteil Altglas werden in den Hafen (Tiegel) gefüllt und im Hafenofen

bei 1300°/1400°C geschmolzen. Ist die Schmelze beendet wird das Glas maschinell oder mit Menschenkraft aus dem Tiegel entnommen und entsprechend weiterverarbeitet.

 

Wie kommt die Farbe ins Glas?

In der Glasschmelze werden Metalloxide zugesetzt. Rotes Glas wird mit Gold oder Kupfer gefärbt, bernsteinfarbenes Glas mit Silber,

blau mit Kobalt, grün mit Eisen und Chrom. Auch verschiedene Sulfide spielen bei der Glasfärbung eine Rolle sowie die Stoffe Cadmium, Selen und Arsenik. Opalgläser besitzen einen Anteil an Phosphaten und Fluoriden. Manche Zusätze reagieren miteinander und ergeben so wieder

ganz eigene Farbnuancen. Diese Stoffe sind im Glas gebunden und treten nicht aus.

 

Wie viele Farben gibt es?

Es gibt unglaublich viele Farben. Alleine die Glasfarben aus der Glashütte Effetre, auf der Insel Murano/Venedig, sind weit mehr als 100,

ich glaube bei meinem Schatz habe ich bei 130 Farben aufgehört zu zählen. 

CIM_"Creation is Messy", ja so heißen die wirklich, kommt aus China und dort werden ständig neue Farbkreationen herausgebracht.

Dann gibt es noch Lauscha, Reichenbach, Kugler, TAG, Bullseye, Harlow, Uroboro, Northstar, Double Helix und viele mehr und jeder hat seine Farbpalette.

Auf · Mind Melt · hat sich Melanie Graham eine einzigartige Aufarbeitung von Glasfarben und ihrer Reaktion gewidmet. Alles geordnet und nach Glashütten aufgelistet. Eine Wahnsinns Arbeit, mega! http://melanie-graham.blogspot.com/

 

Wo kaufst du Das Glas?

Ich kaufe die Rohstangen vom Händler, der sie in handlicher Länge (ca. 33cm) anbietet.

Händler: Gunnar Haag DE, Audrey Otterbein DE, Artyco NL, Tuffnell GB und viele mehr, nur Kugler verkauft direkt.

 

Womit schmelzt du das Glas?

Mittlerweile habe ich zwei Brenner, einen Nortel Minor und einen Bob Cat, diese haben eine offene Flamme und arbeiten mit Sauerstoffkonzentrator und Propangas. Sie sind beide etwas unterschiedlich in ihrer Flamme und termischen Hitzestrahlung. Wenn man sich für einen Brenner entscheidet sollte man die Möglichkeit nutzen das Objekt der Begierde auszuprobieren, ein Auto kauft man ja auch nicht ohne Probefahrt. 

Das Glas kann auch am Eingasbrenner (nur Propan mit dem Sauerstoff aus der Umgebungsluft) bearbeitet werden, allerdings reagieren einige Farben sehr empfindlich auf die Sauerstoffarme Flamme und bekommen schwarze schlieren, vor allen Dingen Silberglas, Rosa und Pinktöne gehen damit gar nicht, einfach alle Gläser die auf Reduktion und Sauerstoffmangel reagieren.

 

Was ist Reduktion?

Arbeitet man mit einem Zweigasbrenner kann man die Sauerstoffzufuhr oder Propangaszufuhr regeln. Reduziert man den Sauerstoff spricht man von einer Reduktion. Das Flammenbild verändert sich, aber viel wichtiger ist die Zusammensetzung der verbrennenden Gase, denn hier reagieren bestimmte Gläser und verändern ihr Aussehen. Vor allen Dingen Silbergläser sind dafür gemacht worden, um jetzt zu schillern und zu glänzen. 

 

Wie kommt das Loch in die Glasperle?

Das flüssige Glas wird auf einen Stahldorn gewickelt. Der Dorn ist in unterschiedlichen stärken erhältlich, dadurch entstehen auch unterschiedliche Perlenlochdurchmesser. Der Dorn wird, für die Länge die man benötigt, in ein Trennmittel getaucht, damit wird verhindert dass das Glas unwiederbringlich am Stahl festbackt.

 

Was ist ein Perlentrennmittel?

Bead Release oder Bead Separator, ein tonartige Flüssigkeit in der Konsistenz von Pfannkuchenteig. Die Stahlstange wir dort hineingetaucht und durch diese Schicht wird der direkte Kontakt zum Stahl verhindert, somit kann die Perle nach der Fertigstellung meist problemlos von dieser abgezogen werden.

 

Wie verarbeitest du das Glas?

Wenn ich mit dem Glas anfange zu arbeiten heize ich es langsam auf, erst fängt es an zu glühen und dann schmilzt immer mehr Glas zu einem Klumpen zusammen. Wenn der Blobb sich immer schneller der Schwerkraft zuwendet ist irgendwann der Punkt erreicht (alles Erfahrungswerte) an dem ich anfange es auf den präparierten Dorn zu setzen und Wickel das Glas auf. 

 

Wie verhält sich das Glas im flüssigem Zustand.

Am besten du stellst dir Honig vor und das du versuchst zu verhindern, dass er auf den Arbeitstisch tropft.

Die Konsistenz geht von zähem Rapshonig bis akazienflüssig, verschiedene Konsistenzen bedeuten verschiedene Temperaturen.

Glas mit einem anderen AK-Wert verhält sich auch wieder anders, wie z.B. Japanisches Glas, es ist wie weiche Marshmellowcreme oder Kaugummi.

Bei Hartglas passiert alles in Zeitlupe, es ist so steif und zäh wie Honig der im Kühlschrank gestanden hat. 

 

Kann ich alles Glas was es gibt zusammen verarbeiten?

Nein! Das Glas aus einer Glashütte ist meist untereinander Kompatible. Viele Glashütten haben sich auf gemeinsame Ausdehnungskoeffizienten,

was für ein Wort, in Kurzform AK, festgelegt. Dieser AK-Wert wird mit einer Zahl festgelegt.

Bei Weichglas ist der Wert AK104, es gibt aber auch andere Werte. In Reichenbach stellt eine Hütte AK104 und AK96 her. 

Hartglas, wie z.B. Pyrex, Duran, Borosilikatglas u.v.m. haben einen AK von 34.

Mit einer Abweichung von mehr als 2 Punkten sollten zwei verschiedene Gläser nicht verarbeitet werden, da am Ende niemals eine intakte Perle entsteht. Da hilft kein Temperten, die Perle zersplittert beim abkühlen.

 

Kann ich das auch machen?

Ja klar! Ich habe mit einer Gasdose und einem Brenneraufsatz aus dem Baumarkt angefangen mein Glas zu schmelzen. Man kann das machen, es ist der günstigste, aber auch der harte Weg.

Der HotHeat ist eine bessere Alternative. Eine Gasflasche mit Schlauch und einem Aufsatz wie bei der Gasdose aus dem Baumarkt, nur das man nicht den zickigen Widrigkeiten der Gasdose ausgeliefert ist. Das hat einfach etwas mit der Gasmenge, Druckreglung und einem unerwünschten Effekt der Vereisung der Dose zu tun. Bei längerem Betrieb entwickelt diese eine Frostschicht und die Flamme fängt an zu stottern, die Dose ist eiskalt.

Ich habe dann dieses Ding zwischen meinen Oberschenkeln gewärmt und ich habe es gehasst, oder sie im laufenden Betrieb, also brennend, aus der Befestigung gelöst und geschüttelt, um meine Perle zu retten.

Mittlerweile gibt es auf entsprechenden Plattformen · "Flohmarkt für Perlenmacherzubehör" · auf Facebook gebrauchte Brenner zu kaufen. Es werden immer mal wieder welche angeboten, manchmal auch mit Sauerstoffkonzentrator. Die Investition ist hier aber schon weit höher.

Schnuppern kann man auch gut in einem Glasperlenkurs für Anfänger. Da kann man auf der Seite "Germany Beads and friends" bestimmt Kontakte finden, aber auch über Händler · z.B. Audrey Otterbein · werden Kurse angeboten.

 

Ist Glas immer recyclebar?

Ja, immer, komplett und unendlich! Bei schon bestehendem Glas ist der Energieaufwand geringer als beim zusammenschmelzen der Rohstoffe.

Dies nutzen die Glashütten und schmelzen auch immer einen Teil fertiges Glas zu den reinen Rohstoffbestandteilen.

 

Kann Glas allergische Reaktionen auslösen?

Beim tragen des fertigen Produktes, niemals. Die Stoffe die gefährlich werden könnten sind im Glas gebunden und treten nicht aus. 

 

Entstehen beim Glas schmelzen Stoffe die nicht so gesund sind?

Ich habe eine Abluftanlage, die die verbrauchte Luft und eventuelle ungesunde Stoffe absaugt. Diese Ausdünstungen sind so gering, aber sicher ist sicher. Vorsichtig wär ich bei irgendwelchen Flaschengläsern, damit habe ich schon schlechte Erfahrungen gemacht. Flaschenglas aus deutscher

Produktion ist da eher ungefährlich, die Sicherheitsauflagen sind hier einfach höher, aber woher eine Flasche stammt ist immer so eine Sache.

Es gibt immer jemanden, der damit schon gearbeitet hat und gerne Erfahrungen austauscht.

Auf Facebook gibt es nationale und internationale Gruppen.

 

Brauchen meine Augen einen Schutz?

Ja, es gibt spezielle Glasbrillen mit Didymium Glas. Die Brillengläser haben eine Lila Färbung und filtert das Infrarotlicht aus dem Glühen, wenn das Glas schmilzt. Mit der Brille siehst du einfach mehr und es schützt die Augen vorm austrocknen und eventuellem wegplatzen von Splittern.

Aber ganz ehrlich, die alten Monitore haben die Augen stärker ausgetrocknet und mir ist noch nie, in mehr als 20 Jahren, nicht ein einziger Glassplitter auch nur in die Nähe meiner Augen geflogen.

Das heißt aber nicht das diese kleinen heißen Biester nicht woanders hinfliegen, also keine Polypullis tragen, lange Haare zusammen tüddeln und Zahne zusammenbeißen, wenn so ein Minisplitter mit 400°C auf der Haut landet.

Natürlich kann man sich am heißen Glas verbrennen, weil man nach ein paar Minuten nicht mehr sieht wie heiß es noch ist. Deshalb hat man auf seinem Arbeitsplatz eine Ablage und legt das gerade benutzte Glas immer gleich ab, mit dem heißen Ende von einem weg.

 

Verbrennen kann man sich am Werkzeug, das gerade eben noch in der Flamme war und auch das sieht man nicht.

Der Brenner selbst ist heiß, das ist klar. Nur manchmal ist man so konzentriert und im Eifer des Gefechts bekommt man gar nicht mit wo die Finger gerade sind. Das passiert gerade so oft, wie man sich beim Schnippeln in der Küche mal schneidet, das ist nun mal so.

 

Schneiden tut man sich eher weniger bis kaum, dafür habe ich mir schon des öfteren mit einer Glasspitze in den Finger gestochen.

Naja, so hat jede Arbeit ihre Tücken. 

 

Wenn du hierzu Fragen hast schreib mir doch einfach in meinen CONTACT oder sende eine Mail und ich kann meine FAQ mit weiteren Infos anfüllen.